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Fotografien: 33
Veröffentlichung: 2014



 

Milky Way

Der Legende nach soll im 9. Jahrhundert das himmlische Lichterspiel der Milchstraße zur Entdeckung des Grabes des Apostels Jakobus geführt haben. Der Fundort im „Sternenfeld“ (lat. campus stellae) entwickelte sich bald zu einem der bedeutendsten Pilgerziele: Santiago de Compostela.

Von mordenden Wegelagerern und falschen Beichtvätern, von Wirtsmägden, die sich auf teuflisches Geheiß nachts den Pilgerbetten nähern, aber auch von erstaunlichen Ereignissen und mannigfachen Mirakeln berichtet der älteste Reiseführer Europas: das im 12. Jahrhundert verfasste Jakobsbuch – Liber Sancti Jacobi. Tatsächlich hofften die Pilger damals auf Vergebung ihrer Sünden, auf Heilung einer Krankheit oder auf göttliche Errettung aus einer ausweglosen Situation. Heute überwiegen vielfach weniger fromme Beweggründe für eine Wanderung in die Stadt des heiligen Jakob: sportlicher Ehrgeiz, touristisches Interesse oder Suche nach dem Glück und Selbstfindung. Gar nicht selten wird die Pilgerurkunde auch Bewerbungsunterlagen beigelegt, um soziale und spirituelle Kompetenz zu beweisen.

Dorthin, wo die „Sonne stirbt“ und nach mittelalterlichen Vorstellungen das Ende der Welt war, verschlug es Robert Rutöd für sein Projekt Milky Way. Die entstandenen Fotografien sind wie Standbilder aus einem poetischen und bizarren Roadmovie: der einsame Pilger, den ein eifriger Straßenverkäufer mit seinem Komplettangebot an Wanderstöcken verfolgt; der Taxifahrer, der sich statt des Bildes eines geliebten Menschen die Aufnahme eines mächtigen Stiers an die Sonnenblende steckt; das Publikum, das in einer seltsamen, erwartungsvollen Leere auf den Text an der Wand starrt – Nächste Aufführung 00:00.


Das Buch Milky Way kommt in einer Box zusammen mit einer 12-seitigen
Broschüre/Poster und einer Reliquie von einem spätmittelalterlichen Folterwerkzeug


 

Ein Roadmovie am Jakobsweg: die Tageszeitung Kurier über das Buch Milky Way

„Inspiriert durch Luis Buñuels gleichnamigen Film übte eine Reise nach Santiago de Compostela schon seit langem eine Faszination auf mich aus. Auf die Frage, wo denn der Jakobsweg beginnt, heißt es in Spanien: El camino comienza en su casa – Der Weg beginnt in Deinem Haus. Das kam mir sehr gelegen. Wir setzten uns in unseren alten Passat und fuhren los.

Damit war die Chance, bei der Ankunft in Santiago die sogenannte Compostela – eine Urkunde zur Bestätigung der erfolgreich absolvierten Pilgerreise – zu erhalten, auch schon verspielt. Als offizieller Pilger auf dem Jakobsweg gilt nämlich nur jener, der entweder zu Fuß, mit Pferd oder Esel, oder aber mit dem Rad nach Santiago kommt. Die 6.000 km, die vor uns lagen, wollte ich keinem Pferd oder Esel und schon gar nicht meinen Beinen zumuten.

Unterwegs als inoffizielle Pilger, ohne Pilgerpass und ohne höhere Zweckbestimmung – abgesehen von der fotografischen Suche nach spannenden Inszenierungen des Alltags – kehrten wir nach fünf Wochen wieder an unseren Ausgangspunkt Wien zurück. Der Weg war das Ziel ;-)“

 
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LINK   Milky Way (Buch)